Die Vorteile eines nachbarschaftsorientierten Ansatzes
Alle Formen der Unterstützung richten sich nach den tatsächlichen Bedürfnissen der Kunden. Der Ansatz ist darauf ausgerichtet, die Kunden zu motivieren und gleichzeitig ihre vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Anstatt sich auf individuelle Defizite oder einen spezifischen „Fall“ zu konzentrieren, richtet sich der Blick auf das Kind und seine Familie als Ganzes sowie auf den häuslichen und breiteren sozialen Kontext, in dem sie leben. Die Familienmitglieder werden in die Lösungsfindung einbezogen, und die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Hilfe wird regelmäßig evaluiert und angepasst. Dies ermöglicht Flexibilität und rechtzeitige Reaktionen auf veränderte Bedingungen. Der Ansatz wird sowohl in der Einzelfallarbeit als auch in der fallunabhängigen und fallübergreifenden Arbeit umgesetzt und zielt sowohl auf die primäre als auch auf die sekundäre Ebene der Prävention ab.
Durch die Einbindung verschiedener gemeinnütziger Akteure sowie anderer Institutionen und Organisationen in das Angebotsspektrum wird die Hilfe flexibler und innovativer.
Die fallunabhängige Finanzierung im Rahmen des Budgets für die Grazer Bezirke ist ein weiterer wichtiger Vorteil des Ansatzes. In jedem Bereich fungieren die beteiligten privaten Einrichtungen als Partner und profitieren von der Planungssicherheit, die durch die Zusicherung einer angemessenen Finanzierung gegeben ist. Kostspielige einmalige Maßnahmen, die zu einer großen Zahl arbeitsintensiver Fälle führen können, die langfristige Unterstützung erfordern, werden so vermieden. Die Kontinuität der Frühpräventionsdienste wird durch die finanzielle Stabilität gewährleistet.
Gleichzeitig hat der Schutz des Kindes oberste Priorität. Es gibt Vorschriften, die festlegen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn ein Kind als gefährdet eingestuft wird.
Ein umfassender präventiver Ansatz
Die kostenlose und möglichst frühzeitige Bereitstellung von Informationen und Unterstützung ist für den Erfolg entscheidend. Von der Geburt an werden in einer Region leicht zugängliche Beratungs- und Unterstützungsdienste entlang der Präventionsketten angeboten.
Werdende Eltern können bereits vor der Geburt eines Kindes kostenlos an den Angeboten teilnehmen. Im Rahmen des Programms erhalten sie ein speziell gestaltetes Heft, in dem sie für jede besuchte Vorlesung oder jeden besuchten Kurs sowie für jede in Anspruch genommene Beratungsleistung einen Stempel erhalten. Diese Briefmarken können dann gegen Gutscheine der Stadt Graz eingelöst werden. Diese Gutscheine dienen auch als finanzieller Anreiz für den ersten Besuch der Eltern in einer Erziehungsberatungsstelle. Damit Mütter und Väter mit den nötigen Informationen auf die Elternschaft vorbereitet werden, besuchen speziell geschulte MitarbeiterInnen alle Eltern von Neugeborenen in Graz. Es gibt Angebote für jede Phase im Leben eines Kindes. Eltern mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr können sich an Elternberatungsstellen wenden, in denen immer ein Arzt anwesend ist und wo sie die nötige Beratung und Unterstützung erhalten. Werden zu diesem Zeitpunkt besondere Bedürfnisse festgestellt, erfolgt eine direkte Überweisung an die Sozialarbeit und spezielle Dienste, wodurch ein nahtloser Übergang von der Primär- zur Sekundärprävention gewährleistet wird.
Familien mit Kindern über drei Jahren, einschließlich Heranwachsenden jeden Alters, haben kontinuierlichen Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungs- und Dienstleistungen. In den vier Stadtbezirken der Stadt wird eine Vielzahl von bedarfsspezifischen Aktivitäten und Beratungsleistungen angeboten. Dazu gehören Angebote und Unterstützung für Kinder vom Kindergarten- bis zum Schulalter sowie für Jugendliche. Die aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit spielt hier eine wichtige Rolle. Besonders hervorzuheben sind die Angebote in Jugendzentren und Spielmobilen sowie die Ferien- und Freizeitaktivitäten. Das Angebot umfasst auch kostenlose Vorträge und Beratungsdienste zu einer Reihe von Themen, einschließlich digitaler Fragen. Die Ärzte des städtischen Amtes für Jugend und Familie, die bei den Elterngesprächen anwesend sind, sind auch für die Zusammenarbeit mit den Schulgesundheitsdiensten und die Betreuung der Sozialpädiatrie zuständig und gewährleisten somit einen integrierten Ansatz.
Flexibilität in turbulenten Zeiten
Dank ihres innovativen organisatorischen Ansatzes und ihrer Merkmale erwies sich die stadtteilzentrierte Strategie der Stadt Graz während der Pandemie als äußerst wirksam. Da sie flexibel blieben und sich auf die Kundenbedürfnisse konzentrierten, konnten die Dienstleistungsanbieter ihre Angebote in vielen Bereichen auf digitale, telefonische oder hybride Formate umstellen. Während einige Angebote und Diskussionen im Freien stattfanden, wurden viele in geschlossenen Räumen abgehalten, wobei umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit aller getroffen wurden. Daher war es möglich, mit den meisten Familien in Kontakt zu bleiben. In einigen Fällen erreichten die Online-Dienste mehr Familien als ähnliche persönliche Dienste vor der Pandemie. Da die Programmkoordinatoren in der Lage waren, besondere Bedürfnisse schnell zu erkennen, konnten sie die Hilfs- und Unterstützungsdienste entsprechend anpassen.